2011-11-28

Ich bin dann mal wieder unterwegs, nor...


Es ist kurz vor ein Uhr morgens und ich steige aus dem Flugzeug. 23 Grad und vertraute Duefte liegen in der Luft. Auch die Geraeusche sind mir bekannt und heissen mich willkommen. Mit jedem Schritt aus der Maschine fallen die Gedanken und Bedenken der letzten Tage und Wochen von mir ab. Ich bin wieder hier und freue mich auf spannende sechs Wochen mit vielen lieben Menschen, einigen grossen Feierlichkeiten, viel Natur und Zeit fuer mich selber.
Es ist ein bisschen so, als waere ich nicht weg gewesen. Saul holt mich vom Flughafen ab und wir fahren nach Benna Kunda in Gunjur. Die Strassen sind nur schwach oder gar nicht beleuchtet. Streunende Hunde drollen sich immer wieder von der Strasse, wenn der Lichtkegel des Autos auf sie trifft und nur vereinzelt sieht man Gestalten im Schatten an den Haeusern lehnen. Es ist ruhig und wir haben keinen Verkehr auf unserem Weg. Selbst, als wir durch Brikama fahren, wirkt es wie ein unbelebter Ort. Saul erzaehlt mir, dass am Wochenende Wahlen waren und nun alle oder jeder der kann, in Banjul sind und das Ergebnis feiern. Das erklaert einiges. An der Strecke liegen noch einige kleine Staedte, die wir passieren und es kommt mir so vor, als ob der Weg ewig waere. Die Graeser sind waehrend der Regenzeit hoch gewachsen und saeumen die Strasse wie eine Allee. Wahrscheinlich sind sie nicht mehr gruen, aber sie stehen fest und versperren den Blick auf das Land dahinter. Da gerade Neumond war und entlang der Strasse keine Laternen stehen, gibt ohnehin der Scheinwerfer des Autos den Sichtbereich vor. Ich bin gespannt wie es bei Tage betrachtet aussieht.
Kurze Zeit spaeter werden wir angehalten, Polizeikontrolle. Aufgrund der Wahlen gibt es eine erhoehte Sicherheitsstufe, was auch immer das heisst. Ich muss mein Gepaeck oeffnen. Naja, hier tritt mal wieder mein gut sortiertes Chaos ans Licht. Nach der zweiten Taschen scheinen sie gelangweilt. Ein anderes Auto weckt wohl mehr Aufmerksamkeit und so duerfen wir weiter ziehen. Es ist in mittlerweile irgendwie zwei Uhr aber ich fuehle noch keine Uebermuedungserscheinungen und damit einhergehende euphorische Gefuehlszustaende. Ich bin ganz ruhig aber auch gespannt, wer mich in Benna Kunda empfaengt.
Als wir “vorfahren” hupt Saul und fuenf bekannte Gesichter kommen aus dem Grundstueck gelaufen. Es ist so finster, dass ich erst in dem Moment, wo jeder von ihnen direkt vor mir steht, erkennen kann, wer es ist. Wundervoll. Herzliche Umarmungen und liebe Worte werden ausgetauscht. Just feels a bit like home. Saul verlaeest uns wieder, es ist in mittlerweile wahrscheinlich drei Uhr morgens und er muss wieder zurueck nach Brikama. Fuer mich ist die Nacht noch nicht vorbei. Ich werde mit leckerem gambischen Essen empfangen und auf meinem Platz liegt ein im selbstgebauten Ofen gebackener Schokokeks. Unglaublich. Ein kleines Praesent in Zeitungspapier eingewickelt liegt daneben mit einem Geburtstagsgruss. Nach einer Stunde eifrigem Erzaehlen, wie es allen zu Hause geht, und Ueberreichen der Mitbringsel von Familie und Freunden, geht es fuer mich in einer gwohnten Umgebung ins Bett.
Danke fuer diesen warmen Empfang. Ich lasse mich ueberraschen, was die kommenden Tage und Wochen bringen...

2011-08-09

Alltag in Gunjur

Ich kann sagen, mit Tamara als meine Zimmer- und sogar Bettgenossin, kommt ein klein wenig Familienstimmung auf, wenn der Wecker morgens halb acht klingelt und man gemeinsam den Tag beginnt. Naja, nach einiger Zeit zumindest, als wir uns an den Wecker unseres Gastvaters, die Hähne und den Muezzin gegen fünf Uhr gewöhnt haben. Ach ja, diverse Male kommt es uns so vor, als würden wir gar nicht schlafen, denn es ist zu heiß oder wir können nicht schlafen, weil uns unsere tierischen Mitbewohner (eine Mäusefamilie und eine überdimensionierte Kakerlake) auf Trab halten.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so kommt es, dass wir irgendwann selig schlafen und tatsächlich erst beim Klingeln unseres Weckers erwachen. Ich müsste eigentlich nicht so zeitig aufstehen, denn meine 'Arbeit' beginnt erst 10 Uhr, aber dazu später mehr. Jedenfalls bemühe ich mich morgens mit Tamara aufzustehen, damit sie nicht alleine in den Tag starten muss. Zähne putzen, Gesicht waschen (bei großem Unwohlsein auch eine 'Dusche') und dann kann es auch schon los gehen. Von der Familie bekommen wir nicht so viel mit, denn entweder schlafen alle noch oder sind schon am Arbeiten. Unser Gastvater betreibt mit dem Bruder der Gastmutter ein Geschäft miz Baumaterialien. Manchmal huscht uns aber auch jemand über den Weg, aber es  läuft alles ganz ruhig ab. Zum Frühstück gibt es für die Kinder meist die Rester vom Vortag oder etwas breiartiges. Die Eltern scheinen nichts zu frühstücken. Unsere Großfamilie nebenan kommt auch erst relativ spät aus den Betten, so dass der Morgen sehr leise beginnt. Für uns ist der nächste Weg ein Shop, der Tapalapa verkauft. Dann muss Tamara auch schon los mit dem Fahrrad ins einstündig entfernte Berending. Da ich noch viel Zeit habe, gehe ich oft zu einem Freund in der Nachbarschaft um mit ihm zu Frühstücken und mir Mandinka bzw. ihm Deutsch beizubringen. Nicht immer einfach.

Mein Weg ist nur 15 Minuten, so dass ich viel Luft habe. Ich werde streckenweise von jungen Männern begleitet, Kinder schreien 'Toubab' und es ist heiß. Es kommen auch ganz nette Konversationen zustande, was oft an meinen Haremshosen liegt, die ich hier gerne trage. Die Frauen machen sich darüber lustig, denn hier tragen vor allem ältere Herren ähnliche Hosen. Mich stört das wenig, denn das sind meine liebsten Reisebegleiter. Angekommen in Sambou Kunda werde ich von Sauls Familie und den Kindern auf dem Compound begrüßt. Die bekannten Begrüßungsrituale und erste kurze Gespräche um in den gemeinsamen Tag zu starten.

Da Kundembo (das Health- und Skillcenter auf Sauls Compound) noch nicht fertiggestellt ist, besteht meine Arbeit aus Treffen mit Saul, um über Kundembo zu sprechen (weitere Planung und letztendliche Arbeitsweise) oder ihn bei seinen Aufträgen zu begleiten und assistieren - er arbeitet für verschiedene Organisationen. Der ganze Arbeitsablauf ist schon sehr anders zu dem, was ich so kenne. Aber dazu gibt es einen gesonderten Blog. 14 Uhr ist Mittagszeit und es wird gemeinsam aus einer riesigen Schüssel gegessen. A diata. Zum Nachtisch gibt es Mango frisch vom Baum. A diata bake. Meistens war es dass dann auch mit dem Arbeitstag und es geht wieder zurück nach Hause.

Hier treffe ich mich mit Tamara und wir verbringen den restlichen Tag entweder zu Hause bei unserer Nachbar-Großfamilie, besuchen Freunde oder gehen nach Benna Kunda. Zum Abendessen müssen wir allerdings wieder in der Gastfamilie sein, denn es wird lecker gekocht. Zwischen 20 und 22 Uhr wird uns eine eine abgedeckte Platte ins Wohnzimmer gestellt, die mit einem köstlichen gambischen Gericht befüllt ist. Leckerst, aber oftmals auch ganz schön viel für zwei Personen. Bis dahin sitzen wir auf der Varanda mit unseren Stirnlampen auf dem Kopf - es wird hier vor acht Uhr dunkel - und genießen Leckereien, die wir uns zuvor beim neuen Supermarkt geleistet haben. Supermarkt (~20 m²) heißt, es gibt Strom vom Generator und somit Licht zu jeder Zeit und gekühlte Getränke sowie Jogurt. Außerdem ein breites Sortiment an Keksen, Waffeln und Säften sowie viele andere eher westliche Produkte, nicht nur zum Verspeisen. Das alles auch zu recht westlichen Preisen, so dass sich die breite Masse der Bewohner Gunjurs das eher selten leisten kann. Wir sind die wichtigsten Kunden und ich frage mich, wie der Supermarkt überlebt, wenn wir mal nicht mehr sind...

Nach dem Abendessen geht es für uns dann ins Bett. Die vielen Eindrücke jeden Tag und die Temperaturen lassen einen gut ermüden. Oft reden wir aber noch über ein paar der Eindrücke, denn es gibt jeden Tag so viel Neues zu sehen, man ist wie erschlagen und braucht einen Gesprächspartner, der ähnliche oder gleiche Erfahrungen macht und Bedarf zum Austauschen und Reflektieren hat.
Allah ma suto dialla!

Leere Straßen in Gunjur sind ein seltener Anblick, die Wolken und Pfützen, die manchmal riesigen Seen ähneln, nicht.

In unserem Compound mit Blick zu den Nachbarn unserer Gastfamfamilie. Viele Kinder, viel Wäsche - es wird fast täglich gewaschen - und viele Hühner.


Hinterm Haus, wo wir Zähneputzen und unser Wasser zum Duschen holen (in den Eimern auf der linken Seite).

Hinterm Haus mit Blick in die andere Richtung und hin zur Toilette und Dusche.

 
Unsere Toilette sehr schick mit Mosaikfliesen. Die Dusche ist ähnlich, nur ohne Toiletteneinfassung.

 
Das Schlafzimmer unserer Gastfamilie, in dem mitunter fünf Personen schlafen, drei Erwachsene und zwei Kinder.

Alle Kinder vom Compound und Tamara... Es ist ziemlich schwer alle in eine Richtung schauend zu bringen. Aber knuffig sind sie schon!

Unser seeeeeeeeeeeeeeeehr luxeriöses Zimmer mit riesigem Bett und schickem Sideboard.

 
Ebrima, unser Gastbruder, im gemütlichen Wohnzimmer unsere Gastfamilie. Hier, auf dem Boden sitzend, nehmen wir in der Regel unser Abendessen zu uns.

 
Jamundou, unsere Gastschwester und meine Namensvetterin, denn mein gambischer Name ist Jamundou Touray.

2011-07-19

Der Umzug zur Gastfamilie in Gunjur

Schon in Deutschland haben wir, die Freiwilligen, uns für die Art der Unterkunft in Gambia entschieden. Für mich stand fest, dass ich in eine Gastfamilie möchte um die ganze Bandbreite des afrikanischen Lebens zu erfahren. Diese Entscheidung heißt allerdings auch ‘Auf Wiedersehen’ zu Benna Kunda zu sagen.

Es war ein Mittwoch Morgen als Raul, eines der Volnet Mitglieder in Gambia, uns, Tamara und mich, abgeholt hat. Der Compound, Wohnhaus mit Hof, der unser neues Zuhause wird, liegt nicht weit entfernt vom Markt. Durch die Einkäufe auf dem Markt während der Zeit als wir in Benna Kunda geschlafen, haben wir schon einen ersten Eindruck vom Dorfbild bekommen und auch der Weg zu unserem neuen Zuhause ist uns nicht ganz fremd. Trotzdem muss ich sagen, dass die knappe Woche hier relativ kurz war und der Umzug eine neue relativ große Veränderung für mich darstellt. Den Weg nach Benna und zu anderen wichtigen Punkten werde ich aber vorerst nicht alleine finden. Die Häuser, Straßen und Gassen sehen alle sehr ähnlich aus und mir fehlen Erkennungshinweise, um zu wissen, wann ich abbiegen muss. Es gibt auch keinerlei Straßenbezeichnungen.

Angekommen in Touray Kunda, die Compounds werden mit dem Nachname des Besitzers bezeichnet, finden wir ein Haus mit drei Wohnungen vor. Unsere neue Wohnung gestaltet sich wie folgt: wir werden die nächsten Wochen in dem luxuriöseste Zimmer, mit einem riesig großen Doppelbett, Nachtischschränkchen, einem Sideboard und einem Schrank verbringen. Ich denke mit dieser Ausstattung haben wir das komfortabelste Zimmer von allen Freiwilligen. Nun wird als erstes das Moskitonetz befestigt, so dass einer stichfreien Nacht nichts mehr im Wege steht. Der Rest des Wohnhauses unterteilt sich in ein weiteres Schlafzimmer, in dem alle Familienmitglieder auf einer Matzratzen schlafen - eine Familie mit zwei kleinen Kindern und der Schwester unserer Gastmutter - ein Wohnzimmer, mit schöner Vitrine, Schrank, Tisch, Sofa und drei Sesseln sowie einem zusätzlichen Raum, in dem unter anderem die Stühle für den Außenbereich aufbewahrt werden. Die Toilette und die Dusche befinden sich von außen zugänglich hinterm Haus direkt neben unserem Zimmer, was zu nicht ganz angenehmen Düften in unseren vier Wänden führt. Hinterm Haus wird auch das Wasser für den Tag in Eimern und Schüsseln aufbewahrt, das wir z.B. für die Morgentoilette benutzen.

Die beiden weiteren Wohnung im Compound werden von einer alleinstehenden Frau und einer Familie mit sechs Kindern genutzt. Das heißt hier ist immer etwas los. Wir werden munter auf Mandinka gegrüßt und können manchmal nur mit einem Lächeln reagieren. Das ändert sich hoffentlich noch in den kommenden Wochen, aber ich bin sehr optimistisch. Domanding domanding - easy easy.

In der Stadt oder im Dorf werden wir von Weitem oder noch nach dem Vorbeigehen von lautem Kindergeschrei begleitet. Toubab, toubab! Das ist der Name für weißen westlichen Besuch. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Teilweise wollen die Kinder einfach nur Aufmerksamkeit, manchmal fragen sie dann auch nach Süßigkeiten, wollen Deinen Namen wissen und eine kurze Konversation betreiben oder aber sie haben richtig Angst, wenn man nur einen Schritt auf sie zu geht. Vor Allem die ganz Kleinen. Sie brabbeln wohl einfach nur nach, was die Großen sagen, haben aber noch nicht so viele Toubabs gesehen. Die zweite Gruppe, die sehr stark auf Toubabs reagiert, sind junge Männer, die vor Allem an den weiblichen Toubabs Interesse zeigen. Eine Einladung nach Hause, zum Essen oder ein Geschenk sind keine Seltenheit, und oft ist nicht klar, ob man die selbe Erwartung hat. Das ist oft sehr anstrengend, denn es ist nicht immer einfach dem Gegenüber deutlich zu machen, dass man kein weiteres Interesse hat. Die Frauen im Dorf sprechen mich häufiger zu meinen Hosen im indischen Stil an, finden diese sehr lustig oder wollen sie gerne haben. Vielleicht löse ich hier einen neuen Trend aus.

Mit der Zeit treffe ich bestimmte Menschen regelmäßig, ich kenne den einen oder anderen Namen und halte kurze Gespräche bei meinen täglichen Wegen durch das Dorf um zur Arbeit zu gelangen, zum Markt oder anderen Zielen. Nicht selten bin ich aber auch ignorant bei den Kindern und Männern, weil mich das viele Zurufen und Ansprechen überfordert…

2011-06-22

Noch mehr Benna Kunda

Die ersten drei Wochen sind nun schon verstrichen und es gäbe so viel zu erzählen. Ich gehe es aber langsam an, denn ich bin sehr überflutet von Eindrücken…

Gegen neun Uhr kommen alle aus ihren Löchern gekrochen und versammeln sich alle langsam an der gemeinsamen Feuerstelle. Einige unserer gambischen Freunde sind meist schon morgens im Busch gewesen, aber ich habe noch nicht heraus gefunden, was sie da machen - vielleicht einfach nur ein Morgenspaziergang. Zwei von uns finden sich dann immer ganz schnell um für die gesamte Meute Tapalapa und Tee oder Kaffee zu kaufen. Wenn sie dann zurück sind, gibt es Frühstück für alle. Es wird ein Feuerchen gemacht, meist noch bevor die Frühstücksbeauftragten aufbrechen, und wenn derjenige, der das Wasser kocht auch aufpasst, schmeckt das Wasser gar nicht so verraucht.

Es ist wunderbar den Tag so entspannt zu beginnen. Jeder geht dem nach, was für ihn das Beste ist.
Der weitere Tagesablauf ist dann immer davon abhängig, was es für Aufgabe in Benna Kunda gibt. Auch hier bringt sich jeder nach seinen Fähigkeiten und Motivation ein. So wurde seit meiner Ankunft bereits ein Volleyballnetz gespannt, eine Abdeckung für den Brunnen, ein neues Bett gebaut, eine Umzäunung für den Garten gebaut und Papayas, Orangen und andere Früchte sowie Obst gepflanzt. Es gibt jedoch immer noch viel zu tun, vor allem mit Blick auf die bevorstehende Regenzeit. Das Dach der Schlafräume muss ausgebessert werden und der Roundhat, unsere überdachte Feuerstelle für die Regenzeit, muss fertig gestellt werden. Außerdem muss das Schloss einer der Türen zu den Schlafräumen richtig angebracht werden und der Sportplatz noch mal professionell zementiert werden.
Die erste große Pause gibt es meist gegen zwei Uhr, halb drei wenn Mittagszeit ist. In der Regel gibt man sich in Benna auch hier mit Tapalapa zufrieden, aber manchmal passiert es auch, dass eifrige Köche etwas Leckeres zubereiten. So gab es kürzlich wunderbaren Milchreis mit Mango und Banane. Ausschließlich Früchte zum Mittag gab es auch schon, Obstsalat sozusagen. Wenn dann noch jemand mitgedacht hat, gibt es sogar noch Erdnüsse in den Salat… Das ist sooooooooooo gut.

Nach dem Mittag verkrümelt sich der eine oder andere in die Hängematte oder ins Bett, oder aber wieder zurück an die Arbeit und weiter gemacht. Irgendwann muss dann auch noch der Einkauf für das Abendessen getätigt werden. Eigentlich wäre vormittags optimal, da man zu der Zeit wirklich alles auf dem Markt in Gunjur bekommt. Wir schaffen es aber fast nie vor dem Nachmittag. Gegen fünf Uhr nachmittags ist es dann auch meist in der Sonne erträglich und man kann sich aus den Schattenaktivitäten ins Licht begeben. Das heißt, der Sportplatz wird in Anspruch genommen oder aber der unweiten Strand für einen Spaziergang, ein Bad - im Ozean oder der Sonne - oder zum Joggen. Das hat viel Schönes, um an dieser Stelle einen mir sehr verbundenen Menschen zu zitieren.

Da es abends recht bald dunkel wird, so etwa gegen halb acht mit Tendenz steigend, muss sich dann schon auch bald an das Zubereiten des Abendessen gemacht werden. Einer der VolNet Mitglieder aus Gambia ist glücklicherweise ein begnadeter Koch, so dass wir jeden Abend aufs Feinste verwöhnt werden. Zu den lokalen Köstlichkeiten werde ich allerdings einen separaten Blog schreiben, irgendwie muss ich euch ja ködern, damit ihr weiterlest. Jedenfalls ist Kochen hier immer ein sehr langwieriges Ritual, da wir nur eine Feuerstelle haben und wer schon mal so richtig mit Feuer gekocht hat und das dann noch für eine Personanzahl größer zehn, weiß, dass das schon mal dauern kann. Mit vereinten Kräften und vielen Messern, läuft die Vorbereitung jedenfalls immer sehr gut. Wenn dann das Essen gegen neun, auch mal zehn oder elf Uhr fertig ist - ja, hier muss man viel mit Taschenlampen arbeiten - hat sich jedoch jede Mühe gelohnt. Das Essen hier wir auf engstem Raum eingenommen, das heißt, das Essen wird in eine große Schüssel gegeben und alle hocke oder sitzen darum herum. Anfangs haben wir ausschließlich mit Löffel gegessen, alle zusammen aus einer riesigen Schüssel. In mittlerweile genießen auch viele von uns einfach nur mit der Hand, mit der rechten Hand, zu essen. Bei Überschreitung der Essensteilnehmer von acht oder neun, wird das Essen übrigens auf zwei Schüsseln verteilt, denn das wird sonst ganz schön eng. Ich liebe diese Art gemeinsam das Essen zu sich zu nehmen. Damit wird eine Gemeinschaft und Nähe geschaffen, die unbezahlbar ist. Leider habe ich noch kein Bild von diesem Erlebnis gemacht, ich bin dann auch meistens mit Essen beschäftigt, aber ich werde hier mal noch ein Bild einstellen.

Nach dem Essen wird alles beiseite geräumt, das Feuer immer noch bei Laune gehalten und es geht in die gemütliche Abendstimmung über. Auch hierzu werde ich noch mal gesondert etwas schreiben. Der eine oder andere Benna-Kenner wird auch das Ataya Ritual in meinen Ausführungen vermissen, aber auch hierzu später mehr. Letzte Nacht (Vom 1. Juni auf den 2. Juni) gab es den ersten Regen und ich denke, mit der einen oder anderen Baustelle müssen wir uns ein wenig beeilen. Der Regen kam etwas überraschend, aber es war ein wirkliches Erlebnis. Gegen halb zwei nachts wurden wir wach, da die Regentropfen wie kleine Steine auf das Wellblechdach prasselten… Traumhaft! Ich bin gespannt, wie sich die Natur ändern wird und allem einen neuen Farbanstrich verpasst.

Folgend ein paar visuelle Eindrücke von Benna Kunda, wie es zur Zeit aussieht…

Impressions of the Gambia

2011-05-27

Benna Kunda

Nun bin ich hier, seit zwei Wochen, in Gunjur, the Gambia. Es ist halb zehn morgens und ich sitze in meinem Zimmer auf dem Bett unter einem riesigen Moskitonetz. Es ist etwas dunkel in meinem Zimmer, denn der Vorhang ist noch zugezogen. Von draußen dringen verschiedene Geräusche in mein Ohr. Ein Generator in der Nachbarschaft, aber vor allem die Stimmen der Frauen und Kinder aus meinem Compound.
Es kommt mir so vor, als wäre ich schon sehr lange hier und nichts erscheint mir fremd, außer das Netbook vor mir, auf dem ich gerade diesen Text eintippe. Wie schnell man sich an eine neue Umgebung gewöhnt und wie schnell man sich in ihr auch wohl fühlt.

Wie bin ich angekommen?

Samstagmorgen vor zwei Wochen (14.Mai um 2 Uhr nachts) komme ich in Banjul an und werde von zwei weiteren Freiwilligen und meinem Chef für die kommenden Monate in Empfang genommen. Es sind 27 Grad und es geht eine leichte Brise. Bei der Gepäckausgabe kommt mir ein Gambier entgegen, hebt meinen Koffer und Rucksack sorgsam auf den Gepäckwagen und begleitet mich zum Ausgang. Es ist alles gut gegangen, richtiger Flughafen, kein Problem mit dem Visum und es waren auch alle Gepäckstücke da. Das ging nicht allen so.
Mit dem Auto, ein Gefährt der Dresden-Dakar-Ralley, geht es in Richtung Gunjur, meiner neuen Heimat. Die Straßen sind leer und dunkel, nur streunende Hunde und vereinzelte menschliche Umrisse sind am schwach beleuchteten Strassenrand zu erkennen. Wir passieren ungefähr drei Polizeikontrollen, die uns nach einem kurzen Durchleuchten des Wagens mit der Taschenlampe weiterziehen lassen. Nach circa 1h Autofahrt kommen wir in Benna Kunda, dem Vereinsgrundstück von Volnet, an. Es herrscht entspannte Stimmung am Feuer und mir wird noch etwas zu essen angeboten. Eine der Freiwilligen liegt schon im Bett, da sie mit starker Übelkeit zu kämpfen hat. Da mich dann doch schnell die Müdigkeit überkommt, gehe ich ins Bett.
Am nächsten Morgen werde ich durch einen Chor von Vogelstimmen geweckt und wage mich langsam aus dem Haus heraus. Ich befinde mich inmitten eines bunten Paradises mit liebevoll angelegten Wegen, Beeten und Zäunen. Alle anderen scheinen noch zu schlafen und so streune ich durch das Grundstück. Es gibt zwei Häuser, die bunt bemalt und beschrieben sind. Eines davon ist in zwei Räume unterteilt und bietet ausreichend Möglichkeit für zehn und mehr Schlafgäste. Das zweite Haus ist in fünf Zellen unterteilt, in denen die Küche, ein Lager, eine Toilette und eine Dusche untergebracht sind. Die sanitären Einrichtungen sind jedoch zur Zeit nicht in Gebrauch, da es eine Außendusche und eine -toilette hinter dem zweiten Haus gibt. Das Wasser für die Benutzung holt man sich in Eimern bzw. Kanistern aus dem Brunnen vom Nachbargrundstück. Vor dem zweiten Haus ist die Feuerstelle mit drei Holzliegen und einer Hängematte. Weier vorne im Grundstück gibt es einen riesigen Baum, der eine Geierfamilie beherbergt und der Treffpunkt bei Großveranstaltungen in Benna Kunda ist. Um den Baum stehen Bänke, die genug Platz bieten für 40-50 Personen und mehr... Außerdem gibt es einen Sportplatz mit Basketballkörben und Stangen für ein Volleyballnetz, die bisher nur mit einer Leine verbunden sind.

Benna Kunda, mein neues zu Hause für die erste Zeit um mich in Gambia einzuleben...